header

Gottes "Augenstern"

„Hellseher überschwemmen die steirischen Haushalte mit Briefen mit falschen Glücksversprechen“, warnt dieser Tage der AK-Konsumentenschutz vor Schwindelfirmen, die Leichtgläubigen das Geld aus der Tasche ziehen.

Das Geschäft mit der großen Ratlosigkeit, was den eigenen Lebensentwurf betrifft, dürfte ein gutes sein: „Geben Sie mir Ihren Stopp aus dem Bauch heraus“, säuseln nachtaus nachtein die Wahrsagerinnen via Satelliten-TV den oft verzweifelten Anrufern zu, während sie emsig die Karten mischen, um diese dann nebulos auszulegen.

Der Warnungen gibt es seit langem viele: „Die, die ihren eigenen Weg nicht kennen, zeigen anderen die Richtung“, meinte schon Marcus Tullius Cicero (1.Jh.v.Chr.) „Wahrsagung, Zeichendeuterei und Träume sind nichtig. Was du erhoffst, macht das Herz sich vor.“ heisst es im Alten Testament bei Jesus Sirach, und weiter: „Sind sie nicht vom Höchsten zur Warnung gesandt, so schenke ihnen keine Beachtung.“

Abergläubisch könnte man alles deuten, gab der Trappistenmönch Thomas Merton (1915-1968) zu bedenken, doch Gottes Wille ist kein billiges Geheimnis, das so einfach enträtselt werden kann. Weil Gott sich nach uns sehnt, gibt er uns dennoch genug Zeichen, damit wir ihn und die ewige Glückseligkeit finden. Diese Wegweiser können bisweilen unscheinbar sein: Ein Wegweiser etwa nach Rom verrät ja auch noch nichts von der Schönheit und Pracht dieser Stadt. Es lohnt sich aber, ihm zu folgen.

Während Astrologen und Sterndeuter in Horoskopen jeweils zigtausenden Widdern, Krebsen und Wassermännern dasselbe raten, ist das Faszinierende an den Zeichen Gottes nicht zuletzt, dass er jedem Menschen ganz persönliche Hinweise gibt, die nur er für sich entschlüsseln kann und die ihm zutiefst weiterhelfen. So, als wäre er allein auf der Welt und Gottes einzige Sorge, sein einziger „Augenstern“.

Erschienen im Sonntagsblatt, Dezember 2006

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Schiff der Freuden
Das Weihnachtsfest sei überladen mit zu hohen Erwartungen...
Gerti_1966 - 6. Jan, 14:49
Trockenes Brot 
und Gregori-Zucker
Am 3. September gedenken wir des Hl. Gregor I. des...
Gerti_1966 - 6. Jan, 14:48
Der wichtigste Tag
„Der wichtigste Tag im Leben eines Menschen ist ja...
Gerti_1966 - 6. Jan, 14:46
Stimmwunder
So etwas hätten sie noch nie gehört, meinten selbst...
Gerti_1966 - 6. Jan, 14:44
Wurzeln und Halt
Obwohl sie seit vielen Jahren in Deutschland lebt,...
Gerti_1966 - 6. Jan, 14:42

Suche

 

Status

Online seit 5971 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 7. Jan, 22:50

Credits


Impressum
Sonntagsblatt
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren