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Um Himmels willen

Sie kennen sie sicher auch: diese Witze über den Himmel, in denen Menschen, bei Petrus oder Gott angelangt, enttäuscht sind und lieber einen Blick in die Hölle riskieren, um sicherzugehen, dass sie auch ja nichts versäumen. Die Pointe lautet meist: hier der kühle, fade Himmel, dort die aufregend-brodelnde Hölle, in der es üppige Gelage und Feste gibt und immer heiß her geht. Es mag harmlos wirken, aber Unterhaltung sagt viel über das aus, was man letztlich unter Haltung versteht.

Ist der Himmel für uns noch erstrebenswert? Können wir uns tatsächlich ein Leben für immer bei und mit Gott vorstellen? „Die Ewigkeit dauert lange, besonders gegen Ende“, scherzte der Komiker Woody Allen. Was lustig anmutet, ist jedoch sehr ernst. Wie können wir mit jemandem ewig innig zusammensein, wenn wir zu ihm keine tiefe Beziehung aufgebaut haben?

Das Wort „Himmel“ steht oft verhüllend für Gott, den wir in Zeiten der Not ganz gerne anrufen: du lieber Himmel, das möge der Himmel verhüten, das weiß der Himmel, um Himmels willen! Ansonsten kann der Himmel warten, möchte man bisweilen meinen, es geht uns auch so ganz gut.

Wie die Hölle ihren Schrecken verloren hat, hat wohl auch der Himmel an Wert eingebüsst. Vielleicht kommt – während wir die schwarzen, hässlichen Teufelsvorstellungen früherer Zeit als längst überholt belächeln – das Böse heute aber mitunter anders daher: nämlich einschmeichelnd und gefällig.

Nimm’s leicht, lautet die verlockende Devise, genieß das Leben ohne Einschränkungen in vollen Zügen, es ist kurz genug. Es lohnt sich aber, sich um den Himmel zu mühen: Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört, was Gott denen bereitet, die ihn lieben. Und das nicht nur, wenn wir perfekt sind, sondern auch wenn wir wie Elija unterm Strauch, sozusagen gestrauchelt, völlig am Boden darniederliegen.

Erschienen im Sonntagsblatt, August 2006

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