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MOZARTS MAMA - Briefe einer besonderen Mutterliebe

Wenn am Muttertag im Grazer Dom ein Festkonzert mit Musik von Wolfgang Amadé Mozart erklingt, dann soll auch jener Frau, die – so wußten es schon ihre Zeitgenossen - einen „so grossen Virtuosen gebohren hat“ gedacht werden.

Denn die „Mozartin“, wie sie sich selbst gerne nannte, sorgte in ihrer Familie neben ihrem gestrengen Mann Leopold stets für eine Atmosphäre der Wärme und Herzlichkeit. Sie war eine überaus schöne Frau, musikalisch und gebildet, mit viel Sinn für Witz und Humor. Dennoch stand sie, die im Lauf von acht Jahren sieben Kinder zur Welt brachte, von denen aber nur zwei überlebten, immer im Schatten ihres Mannes, bestätigt der Musikhistoriker Harald Haslmayr. Sie selbst wird wohl nichts dabei gefunden haben. Die einzigen unmittelbaren Lebenszeugnisse, die uns von Mozarts Mutter bekannt sind, sind jene Briefe, die sie als Begleiterin ihres Sohnes von der Reise nach München, Mannheim und Paris heim nach Salzburg geschrieben hat. Aus ihnen spricht unendlich viel Liebe und Entbehrungsbereitschaft. Denn die Reisen, die irgendwo eine berufliche Anstellung Mozarts mit sich bringen sollten, waren für sie sehr anstrengend und ihrer Gesundheit nicht zuträglich.

„Meine Mama schläft schon halb“, schrieb der 21-jährige Mozart zu Beginn der Reise im September 1777 an seinen Vater. Der Abschied war nicht leicht gefallen: „Nachdem ihr abgereiset“, antwortete Leopold Mozart, der mit seiner Tochter in Salzburg geblieben war, „gieng ich sehr math über die Stiege, und warf mich auf einen Sessl nieder. Die Nannerl weinte ganz erstaunlich und ich mußte mir alle Mühe geben, sie zu trösten...und hiemit endigte sich dieser Tag mit dem Rosenkranz, den ich täglich für euch bethe.“ In vielen folgenden Briefen wird Mozarts Mutter ihren Lieben gute Wünsche heimschicken: „Ich bitte dich nihm deine gesundheit in obacht, und gehe so bald nicht aus, bis dir nicht recht gutt ist, und laß dir kein graues haar wachsen, es wird mit gottes hilf alles recht werden, wie es sein muss... Ich küsse euch also alle beyde vill Million 1000 mahl, lebts recht vergniegt und gesund beysammen, ich bette däglich für euch.“

Von München ging es in 9 Stunden (!) per Mietkutsche weiter nach Augsburg. Zuvor ließ die völlig übermüdete Mutter Mozart wissen: „ich bin mit dem einpacken beschäfftiget, welches mir ville miehe macht, dan ich bin ganz allein darzue, der Wolfgang kann mir nicht in mündisten helfen.“ Manchmal wurde es sogar ihr zuviel: „holle der plunder das Reisen“. Während ihr Sohn seine Aufwartungen machte, blieb sie viel allein, sehnte sich heim nach Salzburg und fror in manch miserablem Quartier so sehr, dass sie „für lauter Kälte den Bauch wehe“ hatte und beim Briefschreiben kaum die Feder halten konnte. Immerhin musste jedes kleine, wärmende Feuer beim Vermieter extra bezahlt werden, und sie versuchte, möglichst zu sparen.

Dennoch hagelte es Vorwürfe von seiten ihres Mannes, weil sie u.a. zuviel Geld brauchten.
„Ich habe mir, seyt ich von Salzburg weck bin, eine einzige hauben machen lassen, kein paar schueh, und ich habe in den würths haus niemahls keinen wein getruncken, ausgenomen der Wolfgang hat da gespeist, da hatten wür einen schoppen miteinander...“ erklärte sie ihrem Mann, und bat ihn, zum Schutz auf ihrer Reise eine heilige Messe auf Maria Plain lesen zu lassen.

Da Vater Leopold schließlich seine ganzen Hoffnungen für Wolfgang auf eine Anstellung in Paris setzte, musste die Mutter mit Wolfgang weiterreisen. Der Sohn hatte dort viel zu tun und zu komponieren. „Was meine lebens arth betrifft“, schrieb hingegen die Mutter, „ist solche gar nicht angenehm: ich size den ganzen tag allein in zimmer wie in arrest, welches darzue noch dunkel ist und in ein kleines höffel geth, das man den ganzen tag die Sohn nicht sehen kan...“ Auch die Kost ließ zu wünschen übrig: Sie reichte von einer „Supen, die ich nicht mag“, über „ein bröckel schlechtes fleisch“, etwas „von einen kalbsfus in einer schmutzigen brühe“ bis hin zu „eine stein harte leber“.

Bald wurden Anna Maria die Beschwerlichkeiten zuviel, sie wurde krank und sollte ihre Heimat nie wieder sehen, denn sie verstarb in Paris überraschend im Alter von 57 Jahren. Am 9. Juli 1778 schrieb Wolfgang Amadé Mozart aus Paris heim nach Salzburg: „Monsieur mon Trés cher Père! (Mein sehr geliebter Herr Papa!) Ich hoffe sie werden bereitet seyn, eine der traurigsten und schmerzhaftesten nachrichten mit standhaftigkeit anzuhören [...] den 3:ten ist meine Mutter abends um 10 Uhr 21 Minuten in gott seelig entschlafen [...] Aus Furcht vor dem Vater hatte Mozart tagelang den Tod der Mutter verschwiegen. Der traurige Vater beteuerte, dass das Leidwesen über den Tod seiner Gattin in der ganzen Stadt Salzburg unbeschreiblich gewesen sei: „deine liebe seel. Mutter war von Kindheit an bekannt und aller Orten geliebt, dann sie war mit allen freundlich und beleidigte keinen Menschen.“ Ja mehr noch, sie war für ihren Sohn, für den sie so viele Entbehrungen auf sich genommen hatte und der heute weltberühmt ist, laut Vater Mozart „deine gute Mutter, dessen Augapfel du warest, und die dich ganz außerordentlich geliebt hat, - die völlig stoltz auf dich war, und die gänzlich in dir gelebt hat.

Erschienen im Sonntagsblatt, Mai 2006

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