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Wenn der Wettergott mitspielt

„Da Winter is außi“, ist auch der „Wetterpauli“ froh. Der beliebte ORF-Mann pflegt persönlich nicht den Kontakt zu einem „Wettergott“, sondern zum Herrgott.

Es ist wohl das beliebteste Gesprächsthema überhaupt, das Wetter. Viel hängt von ihm ab: eine gute Ernte und somit die Existenz, mitunter aber auch „nur“ ein schönes Wochenende oder Erfolg im Leistungssport: „Wir wollen nicht, dass der Windgott die Qualifikation entscheidet“, erklärte Herren-Schitrainer Toni Giger die Abfahrtsaufstellung bei der Schi-WM in Bormio. „Nachdem es der Wettergott momentan nicht so gut mit uns meint: Tanken Sie doch Sonnenkraft in unserem Solarium!“ empfiehlt das Gästeblatt einer steirischen Therme. „Wenn der Wettergott gnädig ist“, meinte schließlich ein niederösterreichischer Pfarrer am Ende eines Firmgottesdienstes, gäbe es nach der Messe noch ein Fest im Freien. (Woraufhin Firmspender Kardinal Schönborn vor dem Schlusssegen noch rasch klärte, dass "der Wettergott niemand anderer als unser lieber Gott ist".)

Woher kommt nun aber diese Vorstellung eines Wettergottes? Sie findet sich in vielen Kulturen: Die Kanaaniter verehrten den Fruchtbarkeits- und Wettergott Baal, die Griechen u.a. Zeus, die Germanen Donar (skand. Thor). Donars Tag (engl. thursday) war ein besonderer (Fest-)Tag, an dem man gerne Hochzeiten feierte, die „Donnerstagskinder“ wiederum galten als besondere Glückskinder. Und man traute dem Wettergott sogar Heilkräfte zu: In Köflach und anderen Gebieten soll es Sitte gewesen sein, sich beim ersten Donner auf dem Boden zu wälzen, um von Kopf-, Kreuz- oder Rückenschmerzen befreit zu werden. (Das Wort „Donner“ leitet sich ebenso von Donar ab wie der Fluch „Donnerwetter“, oder „da schlag (fahr) doch das Donnerwetter drein“.)

Als die irischen Mönche im 7. Jahrhundert im Zuge ihrer Missionierung an heidnischen Kultstätten christliche Kapellen weihten, widmeten sie die Donarheiligtümer bewusst auf St. Petrus um: Der Bewacher des Himmelstores wurde somit auch zum Wetterregenten. „Ja, ich habe mit Petrus gesprochen“, meinte sogar Papst Johannes Paul II. bei seinem Österreichbesuch 1983 angesichts des schönen Wetters in Mariazell augenzwinkernd zu Altbischof Johann Weber.

Unter christlichem Einfluss änderten sich die Vorstellungen: Nun verband man mit dem Donner nicht mehr Donar, sondern die Zornesstimme Gottes. Gerne stellten sich die Menschen beim dumpfen Grollen aber auch Petrus und die Engel beim Kegelscheiben vor. In Polen hieß es, Petrus gehe durch eine enge Halle und seine Schlüssel schlagen dabei an die Wand. Sah man weiße Wölkchen am Himmel wähnte man Petrus beim Schäfchen weiden oder Brot backen. Und zeigte sich das Wetter sehr unregelmäßig, war man überzeugt: Der liebe Gott ist nicht zu Hause, deshalb regiert der Petrus.

„Wenn die Leut‘ bei uns in der Steiermark vom Wettergott reden, meinen sie eigentlich immer den Petrus oder den Herrgott“, bestätigt auch Paul Prattes vom ORF-Landesstudio Steiermark. 1996 erhielt der Offizier (Fliegerbataillon2/Zeltweg) aufgrund seines Wissens über die Wetterkunde die Chance, eine eigene Wettershow zu moderieren und wurde mit seinen selbstgestrickten Sprüchen („Is vorbei die Zeit für’n Jagatee, trinkt da Pauli wieder Eiskaffee...“) unglaublich populär: „Früher haben mich 90 % der Leute gefragt, wie es mir geht und 10 % wie das Wetter wird, heute ist es umgekehrt“ schmunzelt der Publikumsliebling, der die Wetterprognosen von der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) und aus Wien einholt. Und persönlich? Da hält es der „Wetterpauli“ weder mit Petrus noch irgendeinem „Wettergott“, sondern pflegt lieber den direkten Kontakt zu „dem da oben“. Denn Prattes, der sieben Jahre lang in St. Ulrich im Greith als Ministrant tätig war und auch das Sonntagsblatt ausgetragen hat, bezeichnet sich als gläubigen Menschen, dem Gott sehr wichtig ist. Und was wünscht er sich für die Zukunft? „G‘sundheit und dass i dås Wetta imma darråt (errate)!“ Das wünschen wir ihm auch.

Erschienen im Sonntagsblatt, April 2005

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