header

Zum Annatag: Ein Namensfest mit großer Tradition

„Endlich einmal eine Hl. Anna, die nicht verhärmt ausschaut“, freute sich kürzlich Anna Sallinger, Exerzitienreferentin unserer Diözese, als sie in der Kirche von Hirschegg das schöne Gemälde der Heiligen entdeckte.

Freilich bleibt Anna auch bei dieser sogenannten „selbdritt“-Darstellung mit ihrer Tochter Maria und ihrem Enkel Jesu im Hintergrund. Sie gibt dem Heiligen Raum und sorgt – wie viele Großmütter – dafür, dass der Glaube auch an die nächste Generation weitergegeben wird. Die heilige Anna zählt zu den volkstümlichsten Heiligen der Kirche und wurde vielfach zur Patronin: etwa für Bruderschaften und Bergleute, für den Krankendienst und Spitäler, für Kinder- und Altenheime.

Annenverehrung
Die früheste Darstellung der Hl. Anna aus der Zeit um 400 n. Chr. findet sich in der Kirche S. Maria Maggiore in Rom. Bereits um 550 wurde ihr zu Ehren in Konstantinopel eine Kirche erbaut, viele weitere sind gefolgt, auch bei uns in der Steiermark: „Groß war die Freude der Bewohner“, heißt es, als im April 1717 in St. Anna am Aigen anstelle der von den Türken zerstörten Anna-Kapelle die neue und prächtige Annakirche von Josef I. Dominikus, Fürstbischof von Seckau, eingeweiht wurde: „Die guten Leute zerfloßen in Tränen, als sie zum ersten Male einen Bischof in ihrer Mitte erscheinen, den Annaberg besteigen und nach der Einweihung des neuen Gotteshauses das heilige Messopfer in demselben darbringen sahen“, liest man in einer Gedenkschrift. Die Annenverehrung war von den Kapuzinern, Karmeliten, Benediktinern und Augustiner Chorherren sehr gefördert worden und erreichte im 15. und 16. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Schließlich wurde ihr Gedenktag als Fest für die ganze Kirche vorgeschrieben.

Annenfeste
Das ließen sich die Menschen wohl nicht zweimal sagen: Die Annenfeste wurden bald zu den größten Volksfesten und von zigtausenden Menschen, darunter wohl vielen Annas, besucht: Denn der Name Anna (hebräisch Hanna, „die Begnadete“) war schon seit dem 12. Jahrhundert ein häufiger Taufname, im einfachen Volk wie auch in königlichen und adeligen Familien, und zählte neben Maria über Jahrhunderte zu den beliebtesten weiblichen Vornamen.

In Wien gab es am 26. Juli, der bis Ende des 18. Jahrhunderts offizieller Feiertag war, sensationelle Feuerwerke, Schönheitskonkurrenzen für Mädchen und Frauen, Theateraufführungen und Bälle. Getanzt wurde im so genannten „Annentempel“ zu eigens komponierten Werken von Johann Strauß Vater, Joseph Lanner und Johann Strauß Sohn, z.B. zur berühmten „Annen-Polka“. Sie nahmen ebenso auf das Annenfest Bezug wie schon Mozart: seine Mutter hieß ja Anna Maria und seine Schwester „Nannerl“ Maria Anna. Als Geschenk erfreuten sich die „Annenfächer“ großer Beliebtheit und der „Annenstrauß“, der aus roten Rosen, roten Nelken und Schleierblumen bestand.

Wallfahrtsorte
Die erste Wallfahrtskapelle zur hl. Anna in Österreich ist das niederösterreichische Annaberg an der via sacra, der Heiligen Straße nach Mariazell. In der Steiermark kennen wir vier Anna-Wallfahrtsorte: Feldbach, Kapfenberg und Passail sowie die Filialkirche Jobst bei Blumau. Annakirchen und -kapellen gibt es vielerorts, bei uns und in aller Welt , sei es in Deutschland und der Schweiz, in England, Italien, Frankreich oder sogar in Kanada, in Brasilien und auf der Insel Ceylon im Indischen Ozean.

Annakirtag
Vielleicht heißen auch Sie Anna, Anneliese, Anita, Anke, Nadja oder Annemarie - dann können Sie entsprechend feiern: rund um den Annatag gibt es heute noch Annakirtage mit
Messen, Prozessionen und Kirtagsstandeln: „Sankt Anna unsre Helferin, und unsere Beschützerin, wir rufen deine Fürsprach an, dein Bitt bei Gott uns helfen kann“ beginnt eines der bekannten Sankt-Annalieder.

„Ich mag meine Namenspatronin total gern“, so nochmals Anna Sallinger: „Sie, die erst so spät schwanger wurde, ist für mich ein Hoffnungszeichen und ein schönes Bild dafür, dass es nie zu spät ist, in meinem Leben für andere fruchtbar zu werden“.

Erschienen im Sonntagsblatt, Juli 2007

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Schiff der Freuden
Das Weihnachtsfest sei überladen mit zu hohen Erwartungen...
Gerti_1966 - 6. Jan, 14:49
Trockenes Brot 
und Gregori-Zucker
Am 3. September gedenken wir des Hl. Gregor I. des...
Gerti_1966 - 6. Jan, 14:48
Der wichtigste Tag
„Der wichtigste Tag im Leben eines Menschen ist ja...
Gerti_1966 - 6. Jan, 14:46
Stimmwunder
So etwas hätten sie noch nie gehört, meinten selbst...
Gerti_1966 - 6. Jan, 14:44
Wurzeln und Halt
Obwohl sie seit vielen Jahren in Deutschland lebt,...
Gerti_1966 - 6. Jan, 14:42

Suche

 

Status

Online seit 5985 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 7. Jan, 22:50

Credits


Impressum
Sonntagsblatt
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren