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Auch du bist Mozart

Im Rahmen der Festivitäten rund um den Geburtstag von Wolfgang Amadé gibt es unter anderen ein Projekt „Auch du bist Mozart“, das jedermann einlädt, sich und sein Können öffentlich zur Schau zu stellen. Eine hübsche Idee, wenn es darum geht, Hemmschwellen abzubauen. Es stellt sich allerdings die Frage, ob es solche heute überhaupt noch gibt.

Oder ob – während wir eifrig niederschwelligste Angebote kreieren – den Menschen nicht zunehmend das wirklich Große, Erhabene fehlt. Einerseits wird ihnen vorgegaukelt, jedem sei alles möglich, so er nur wolle (was eine Quelle für unendlichen Frust sein kann). Andererseits werden herausragende Menschen gerne postwendend wie posthum demontiert, indem man selbst ihre intimsten Seelenwinkel ausleuchtet, nur um nach dem medialen Fegefeuer beruhigt festzustellen, dass auch sie nur Menschen wie du und ich sind, mit Fehlern und Schwächen.

Manchen Artikelschreibern zufolge war der große Mozart nur ein schmächtiger, blatternvernarbter, zum Wunderkind dressierter Sonderling, dem Religion nicht viel bedeutete und der Kirchenmusik großteils nur routinemäßig auf Bestellung schrieb.

Demgegenüber steht die Einschätzung Mozarts durch große Persönlichkeiten, sei sie von Goethe („unerklärliches Wunder“), Leonard Bernstein („göttlich, ein himmlisches Genie“), Albert Einstein („Seine Musik ist so rein und schön, dass ich sie als die innere Schönheit des Universums ansehe“), oder Nikolaus Harnoncourt („Mozart ist von einem anderen Stern, ein Griffel in der Hand Gottes“). Auch Joseph Haydn verbeugte sich ehrfürchtig vor seinem „unnachahmlichen“ Kollegen.

Begnadete Menschen bereichern die Welt und sind ein Angebot Gottes, aus dem Profanen heraus-, und in das Göttliche hineinzuragen. Es bedarf dazu aber einer etwas altertümlich anmutenden Haltung: des Sich-Verneigen-Könnens.

Erschienen im Sonntagsblatt, Februar 2006

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