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Freitag, 6. Januar 2012

Schiff der Freuden

Das Weihnachtsfest sei überladen mit zu hohen Erwartungen und überfrachtet mit Geschenken, lautet eine oft geäußerte Klage. Aber das Wunder der Menschwerdung Christi war wohl immer an höchste Erwartungen geknüpft: „Es kommt ein Schiff, geladen bis an sein’ höchsten Bord“, heißt es schon in einem der ältesten Weihnachtslieder, „trägt Gottes Sohn voll Gnaden, des Vaters ewig Wort.“

Dieses Lied, das vermutlich im 15. Jahrhundert im Elsass entstand und zu allererst in drei Frauenklöstern aufgefunden wurde, spricht nicht nur allgemein von der unvorstellbaren Fülle, die Weihnachten verheißt: Mit dem „Schiff“ war die hochschwangere Maria gemeint, die Christus in die Welt bringt.

„Das Schiff ist nicht nur ein wichtiges Transportmittel“, so der Liedforscher Michael Fischer, „es ist in vielen Kulturen ein altes Symbol für das Mütterliche, Leben spendende.“ Die Gottesgebärerin wurde als „navis gaudiorum“ („Schiff der Freuden“) und „foederis arca“ („Arche des Bundes“) verehrt: „Sie ist wie ein Schiff beladen mit dem reichsten Schatz, der den Armen gebracht hat himmlischen Reichtum“, schrieb Ephraim der Syrer im 4. Jahrhundert in seinem Marienhymnus.

„Es kommt ein Schiff, geladen“ findet sich (in einer späteren Version) auch im Gotteslob (Nr. 114). Besonders berührend ist darin die Doppelstrophe: „Und wer dies Kind mit Freuden umfangen, küssen will, muss vorher mit ihm leiden groß Pein und Marter viel, danach mit ihm auch sterben und geistlich auferstehn, das ewig Leben erben, wie an ihm ist geschehn.“

Gertraud Schaller-Pressler

Sonntagsblatt, vom 18.12.2011

Trockenes Brot 
und Gregori-Zucker

Am 3. September gedenken wir des Hl. Gregor I. des Großen. Sein Name bedeutet „der Wachsame“, sein Beiname in der orthodoxen Kirche ist „der Gesprächsbereite“. Gregor, jüngster der vier großen Kirchenlehrer und einer der bedeutendsten Päpste, verstand sich als „Diener der Diener Gottes“ und sah seine Aufgabe darin, den katholischen Glauben streng und energisch zu verteidigen, um einen Rückfall ins Heidentum und in Irrlehren zu vermeiden. Sein Gedenktag fiel früher auf den 12. März, den letzten Schultag im Winterhalbjahr, der als Schülerfest begangen wurde. Dabei verteilten Lehrer im Namen des Heiligen mancherorts zweierlei an die Studierenden: trocken-nahrhaftes Schulbrot und süßen Gregori-Zucker als Zeichen für den trockenen Ernst des Lernens und für die Süße des Erkenntnisgewinns.

Der Schulbeginn mag für uns alle ein Ansporn sein, uns wieder intensiver mit dem Glauben auseinander zu setzen und unser Wissen aufzufrischen. Es gibt dazu viele gute Angebote wie Bibelrunden, Vorträge, Seminare und theologische Kurse – zur persönlichen Bereicherung, aber auch als Basis für unser Wirken nach außen. Denn in einer Zeit, in der viele Inhalte unseres Glaubens öffentlich und vehement diskutiert werden, sind wir herausgefordert, mutig Rede und Antwort zu stehen, uns zum Glauben zu bekennen und in Gespräche einzubringen.

Bei allen möglichen Meinungsverschiedenheiten sollen wir dafür sorgen, dass der 
Respekt gegenüber den 
Priestern, Bischöfen und dem Papst gewahrt bleibt.

Sonntagsblatt, vom 04.09.2011 (Link)

Der wichtigste Tag

„Der wichtigste Tag im Leben eines Menschen ist ja sein Todestag“, erklärte Otto Habsburg in einem Interview, das im Fernsehen in den Tagen vor seinem Begräbnis eingeblendet wurde.

Ein schwerwiegender Gedanke, der einen mitten im Fluss des Lebens stocken und nachdenklich werden lässt. Denn er ruft etwas in Erinnerung, was früheren Generationen und bis heute vielen älteren Menschen sehr wichtig war und ist: die Bitte um „gute Sterbstund’“ und die Hoffnung auf einen guten, leichten Tod.

Keiner von uns weiß um diese alles so entscheidende Stunde. Deshalb ist es unendlich wertvoll, sich schon jetzt, inmitten der Hektik und des Getriebes des Alltags, bewusst zu machen, was wirklich wichtig ist und zählt – und wie kurz unser Erdendasein im Vergleich zur Ewigkeit ist, die Gott uns verheißt. Wenn wir unser Leben vom Tod her betrachten, „mit den Augen der Ewigkeit“, wie es uns schon der Mystiker Meister Eckhart sehr ans Herz legte, dann klärt sich vieles, dann fallen alle Bemühungen leichter: Schweres zu ertragen, geduldig zu sein, sich auszusöhnen und Gutes zu tun.

Es wird uns aber auch bewusst, wie wertvoll das begleitende Gebet für all jene ist, die an kein Leben nach dem Tod glauben können. Und wir sollten etwas wieder mehr pflegen, das unseren Vorfahren sehr, sehr wichtig war: das Ablassgebet und das Messopfer für die Seelen der Verstorbenen. Denn so schön auch die vielen Blumen und Kerzen auf den Gräbern sein mögen, nichts bewirkt mehr als ein solches Gebet, das nie verloren geht.

Sonntagsblatt, vom 24.07.2011

Stimmwunder

So etwas hätten sie noch nie gehört, meinten selbst Musikexperten, als sie zum ersten Mal auf die Stimme des Florianer Sängerknaben Alois Mühlbacher aufmerksam wurden. Der 15-Jährige sei ein Jahrhunderttalent, das sogar schwierigste Arien zu meistern vermag. „Singen gehört zum Leben“, meint der sympathische Bursch dazu bescheiden.

Er begeisterte sich bereits als Kleinkind nicht nur für die Musik, sondern auch für die Kirche: „Weil ich schon mit drei Jahren ministrieren wollte, musste mir extra ein kleines Ministranten-
gewand genäht werden“, erzählt er mit einem freudigen Funkeln in den Augen. „Ich hab dann auch zu Hause eine Art Altar aufgebaut und gleichzeitig Pfarrer und Kirchenchor gespielt.“

„Der Herr Pfarrer war ihm immer ein großes Vorbild“, bestätigen die Eltern, die ihren Sohn behutsam förderten. Mit zehn Jahren kam Alois ins Stift St. Florian. Wenn ihn das Heimweh plagt, helfen ihm, wie er dankbar sagt, die große Liebe und Geborgenheit, die ihm seine Eltern geben, und die Lehrer und Erzieher, von denen er viel lernen kann und die im Internat eine Atmosphäre zum Wohlfühlen schaffen, darüber hinweg. Von diesem hochbegabten jungen Mann, der beim Singen in eine andere Welt entrückt, wird man wohl noch viel hören.

Eines vom Schönsten an seiner Geschichte ist aber, dass er auf das Positive, das Priester, Eltern und auch Lehrer/innen vielerorts bewirken, aufmerksam macht. Und dass es Gott immer wieder gefällt, Menschen zu begnaden und zu berufen. Zu seiner Ehre und zu unserer Freude.

Sonntagsblatt, vom 22.05.2011

Wurzeln und Halt

Obwohl sie seit vielen Jahren in Deutschland lebt, sei sie ihrer Heimat immer noch sehr verbunden, erklärte Publikumsliebling Senta Berger kürzlich in Graz, als sie den Großen Diagonale-Schauspielpreis überreicht bekam – für ihre Verdienste um die österreichische Filmkultur und für ihr stetes Bekenntnis zu ihrer Herkunft. Bis heute habe sie ihre kleine Wohnung in Wien nicht aufgegeben, weil sie von dort aus immer noch den Platz, wo ihr Elternhaus stand, und das Lainzer Kircherl sehen könne, welches ihr seit Kindestagen vertraut ist.

Mit dem Preis, der sie an ihre Wurzeln erinnert, schließe sich der Bogen, dankte die 70-jährige Künstlerin gerührt: „Heute wird einem immer eingeredet, man solle alles loslassen, warum eigentlich?“

Vielleicht haben auch wir 
das Geschenk erfahren, eine schöne Kindheit zu haben, 
Geborgenheit zu erleben, 
irgendwo Wurzeln schlagen zu können und Heimat zu finden. Ein Geschenk, das uns mitunter oft gar nicht wirklich bewusst ist. Wie viele Menschen sind unterwegs, ohne je irgendwo richtig ankommen zu können und angenommen zu sein, wie viele haben alles verloren, wie viele wurden und werden aus der geliebten Heimat vertrieben, traurig wissend, dass sie nie wieder zu ihrer Familie und zu ihren Wurzeln zurückkehren können, so sehr sie sich auch danach sehnen.

Aus Dankbarkeit Gott gegenüber für all das Gute, das so vielen von uns geschenkt ist, erwächst uns als Christen aber auch eine besondere Verpflichtung: auch diesen Menschen Angenommensein und hilfreichen Halt zu schenken.

Sonntagsblatt, 17.04.2011 (Link)

Christus der Gärtner

Die Schneeglöckchen läuten sie ein, die Gartensaison, und das Gärtnern erfreut sich größter Beliebtheit. Wenn man Menschen fragt, warum sie dieses Hobby lieben, sagen sie meist, weil es ihnen viel Freude bereitet und ihrer Psyche und Gesundheit wohl tut.

„Jeder Garten ist ein Buch Gottes, aus dem man das Wunder ersehen kann, das Gott täglich tut“, verwies Martin Luther aber auf eine noch höhere Dimension. Denn der biblische Garten ist Symbol des irdischen und himmlischen Paradieses und ein Bild für den sündenfreien Urzustand des Menschen. Die hl. Hildegard von Bingen spricht sogar von der „heiligen Grünheit“ („sancta viriditas“), die geheimnisvoll „in der Sonne wurzelt“.

Wir Menschen sind selbst Geschöpfe im Garten Gottes. Früher wurde Christus der Auferstandene öfters als Gärtner mit Spaten, Harke und Hut dargestellt, weil ihn Maria Magdalena zunächst dafür hielt. Tatsächlich kann unser Leben nur mit ihm, durch ihn und in ihm gelingen. Und was die pflanzenkundige Hildegard für den Naturgarten rät, gilt auch für unsere Seele: „Trage Vorsorge für deinen Garten, den Gottes Gabe gepflanzt, und sei auf der Hut, dass seine Gewürzkräuter nicht verdorren. Schneide vielmehr das Faule von ihnen ab, wirf es weg – denn es erstickt das Wachstum – und bringe es so zum Blühen.“

Die Fastenzeit bietet Möglichkeiten zur Reinigung: etwa in Form eines Beichtgespräches, das uns von allem Welkem, Verdorrtem und Faulem befreit, für Neues Raum schafft, das erblüht, und uns mit himmlischer Freude erfüllt.

Sonntagsblatt, 13.03.2011

LICHTZEIT

Dass mit dem 2. Februar die Tage wieder spürbar länger werden, wird von vielen Menschen freudig wahrgenommen: Denn Licht wirkt Stimmungs-tiefs entgegen und weckt die Lebensgeister. Die Kirche feiert diesen Tag seit Jahrhunderten als „Lichtmess“: Auf Wachsmärkten (= „Licht(er)messen“) konnten Kerzen erworben werden, um beim Gottesdienst den jeweiligen Jahresvorrat an Kerzen für die Kirchen und Familien weihen zu lassen. Diese Feier, die Kerzenweihen und auch die Lichterprozessionen erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit.

Für Christus sollen wir aber nicht nur Lichtträger, sondern selbst ein wärmendes Licht sein, das spürbar in die Welt hinein leuchtet; das geheimnisvoll – „wie die Morgenröte“ – hervortritt, wenn wir uns anderen in Liebe zuwenden und ihnen Gutes tun. Es ist eine wunderbare Zusage, wenn Christus uns sagt: „Ihr seid das Licht der Welt“ – selbst in Zeiten, in denen wir es nicht wirklich sein können, weil wir vielleicht müde und enttäuscht oder einfach in Belanglosigkeiten verstrickt sind.

Dabei ist dieses Licht, das er uns schenken will, unsagbar wertvoll. Es leuchtet oft aus den Augen älterer Menschen, die in ihrem Leben viel Schweres durchgemacht haben, die aber nicht resignierten, sondern die Kraft aus ihrem tiefen Gottvertrauen und dem Gebet schöpfen – Menschen, denen das Mitfeiern der Eucharistie ein großes Anliegen ist, weil sie erfahren, dass von ihr jenes göttliche Licht ausstrahlt, das jede Finsternis und Traurigkeit durchdringt und das Leben immer wieder neu erhellt.

Sonntagsblatt, 06.02.2011

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