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GÖTTLICHER RUHESTAND

„Das hat mir jetzt glatt viel gegeben“, kehrte unlängst eine Touristin überrascht vom Besuch in der Dorfkirche ihres Urlaubsortes ins Quartier zurück: Sie, die nach eigener Aussage nie in die Kirche geht, war eigentlich vor der Sommerhitze in die Kühle des Sakralraumes geflüchtet, empfand das Verweilen dort aber bald als derart angenehm, dass sie zu ihrem eigenen Erstaunen eine ganze Stunde in Stille verweilte, während ihr ansonsten quirliger Enkel leise und ehrfürchtig den Kirchenraum erkundete.

So viele Menschen bedürfen zutiefst der Erholung und suchen sie oft mit großem Aufwand nur in äußerlichen, lauten, künstlichen oder extremen Erlebniswelten. „Ruhe zieht das Leben an, Unruhe verscheucht es“, bemerkte der Schriftsteller Gottfried Keller. Die Mystiker gehen noch weiter: Für sie ist das Höchste die Ruhe in Gott, der Verzicht auf alles eigene Tun und Wollen und das vollständige Vertrauen auf seine Kraft - eine Versunkenheit, aus der es aber gestärkt zu neuen Taten aufzubrechen gilt: „Ich habe euch bereits gesagt, dass die Ruhe, welche die Seelen in ihrem Innern erfahren, ihnen dazu geschenkt wird, dass sie im äußeren Leben umso weniger Ruhe benötigen und umso leichter darauf verzichten“, mahnte Teresa von Avila, Meisterin des inneren Gebets und rührige Klostergründerin.

Wenn uns also spätestens im Herbst der Arbeitsalltag wiederhat, tröstet uns ein Rat von Angelus Silesius: „Fragst du, was Gott mehr liebt, ihm wirken oder ruh’n? Ich sage, dass der Mensch, wie Gott, soll beides tun.“

Gertraud Schaller-Pressler

erschienen im Sonntagsblatt, 16.8.2009

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