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Montag, 8. Juni 2009

„Heilige“ Gesundheit?

„Im Mittelalter lebten die Menschen länger als wir heute“, erklärte der deutsche Theologe und Bestsellerautor Manfred Lütz beim diesjährigen Pfingstdialog „Geist & Gegenwart“ auf Schloss Seggau. Eine gewagte Aussage, lag doch im Mittelalter die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer bei nur 32 und für Frauen bei nur 25 Jahren.

Manfred Lütz aber meinte, für den mittelalterlichen Menschen zählten nicht nur seine Lebensjahre auf Erden, er wusste auch um seine Zeit im Jenseits. Während heute viele ihr Leben mit dem irdischen Tod beendet sehen, aus und vorbei.

„Viele Menschen glauben nicht mehr an Gott, aber an die Gesundheit“, weiß Lütz aus seiner Arbeit als Psychiater. Und für diese tut man vieles (wallfahren, fasten...), das man früher für den lieben Gott getan hat. Eine gefährliche Entwicklung: Denn wenn in einer Gesellschaft, in der das oberste Ziel Erfolg und körperliche Fitness heißt, der gesunde Mensch der eigentliche Mensch ist, wird ein kranker Mensch und einer, der mit dem irrsinnigen Tempo nicht mehr mithalten kann, leicht zu einem Menschen zweiter Klasse. Das Menschenbild habe sich aber längst verändert, bedauert Lütz, zum Menschenbild dieser „Gesundheitsreligion“, die „die mächtigste und teuerste Weltreligion aller Zeiten“ ist. Und: An ihr darf nicht gerüttelt werden, denn über die Gesundheit geht nichts, während sich Gott hingegen alles gefallen lassen muss.

Deshalb genügt es für uns überzeugte Christen nicht, nur „vor einer christlichen Tapete zu leben“, mahnte Lütz. Wir müssen uns schon klar und deutlich zu Gott bekennen, selbst wenn wir dafür belächelt werden. Und wir müssen Verantwortung für unser Leben übernehmen. Keine leichte Einstellung - aber eine wirklich gesunde. Weil sie das längste Leben überhaupt garantiert: das ewige.

Gertraud Schaller-Pressler


Erschienen im Sonntagsblatt, 7. Juni 2009

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