Meister Proper und der liebe Gott
Seit kürzlich bekannt wurde, dass die Frau des britischen Premierministers Haare und abgeschnittene Fußnägel ihres Mannes Tony einem Guru zum Auspendeln übergeben hatte, muss Cherie Blair viel Spott über sich ergehen lassen. Und während man noch darüber nachdenkt, ob Esoterik langsam aus der Mode kommt, fällt einem auf, dass man zur Zeit innerkirchlich immer öfter mit einem „Ich wünsch Dir viel gute Energie!“ bedacht wird.
Ein gutgemeinter Satz, der allerdings unseren personalen Gott, der für uns ein echtes Gegenüber und DU ist, in einem unpersönlichen, diffusen Kräftefeld auflöst. Eigentlich grotesk: Der Lebendige wird totgeschwiegen und tote Dinge werden verlebendigt: Da zwinkert uns das Putzmittel als „Meister Proper“ zu, lacht uns das Fischstäbchen in der Gestalt des „Käpt’n Iglo“ an und beteuert uns „Ano Nym“, dass es verdammt hart ist, der Beste zu sein. Die virtuellen Figuren erzeugen Vertrauen: Seit etwa ein Mehl nicht mehr irgendeines ist, sondern „Finis Feinstes“, und ein „Gesicht“ bekommen hat, sind die Verkaufszahlen in die Höhe geschnellt.
Um inmitten der zahllosen irrealen Bilder in unseren Köpfen auch das reale Bild Gottes lebendig zu erhalten, gilt es, von ihm zu reden. Der genauen Wortwahl, dem sogenannten „wording“, wird heute in vielen Bereichen große Bedeutung beigemessen. Auf ein zeitgemäßes Christentum übertragen hieße das: Nicht nur an ihren Früchten - auch an ihren Worten, Wünschen und Gesprächen werdet ihr sie erkennen.
Erschienen im Sonntagsblatt, September 2005
Ein gutgemeinter Satz, der allerdings unseren personalen Gott, der für uns ein echtes Gegenüber und DU ist, in einem unpersönlichen, diffusen Kräftefeld auflöst. Eigentlich grotesk: Der Lebendige wird totgeschwiegen und tote Dinge werden verlebendigt: Da zwinkert uns das Putzmittel als „Meister Proper“ zu, lacht uns das Fischstäbchen in der Gestalt des „Käpt’n Iglo“ an und beteuert uns „Ano Nym“, dass es verdammt hart ist, der Beste zu sein. Die virtuellen Figuren erzeugen Vertrauen: Seit etwa ein Mehl nicht mehr irgendeines ist, sondern „Finis Feinstes“, und ein „Gesicht“ bekommen hat, sind die Verkaufszahlen in die Höhe geschnellt.
Um inmitten der zahllosen irrealen Bilder in unseren Köpfen auch das reale Bild Gottes lebendig zu erhalten, gilt es, von ihm zu reden. Der genauen Wortwahl, dem sogenannten „wording“, wird heute in vielen Bereichen große Bedeutung beigemessen. Auf ein zeitgemäßes Christentum übertragen hieße das: Nicht nur an ihren Früchten - auch an ihren Worten, Wünschen und Gesprächen werdet ihr sie erkennen.
Erschienen im Sonntagsblatt, September 2005
Gerti_1966 - 6. Jan, 11:47