Deal or No Deal
Er habe noch nie einen Urlaub gemacht, erklärte ein Bauer kürzlich im ORF und er bedaure es nicht, denn er sei "wunschlos glücklich". Eine Formulierung, die heute Seltenheitswert hat. Vielmehr scheint die Jagd nach dem schnellen Geld überhand zu nehmen. "Glaub ans Glück" lautet die Devise, die Menschen allwöchentlich zur Lottoannahmestelle treibt. Das Spiel selbst geht auf das 15. Jahrhundert zurück: Damals entwickelte ein findiger Italiener aus dem Brauch, in Genua per Losentscheid aus neunzig Kandidaten fünf Ratsherren zu ziehen, das Zahlenlotto „5 aus 90“. Erst nachdem Papst Clemens XII. 1731 das kirchliche Verbot des Glücksspiels aufgehoben hatte, war das Lotto auch in Deutschland gestattet, 1751 führte schließlich Maria Theresia das „Lotto di Genova“ bei uns ein. Das Lottofieber grassiert bis heute. Zudem tauchen verstärkt Gameshows auf, die dem Wunsch nach plötzlichem Reichtum Rechnung tragen: Was bei der „Millionenshow“ noch mit der Abfrage von Wissen verbrämt ist, tritt beim „Money Maker“ blank zutage: Menschen, in grelle Anzüge und eine Art Plexiglasbox gesteckt, raffen im Windkanal vor laufender Kamera möglichst viele Geldscheine zusammen. Rein ums Geld geht es auch bei "Deal or No Deal": Hier schürte unlängst der Moderator durch die wiederholte Frage, was die Kandidatin denn mit dem vielen in Aussicht gestellten Geld machen würde, eine derartige Unzufriedenheit, dass sie sich am Ende der Sendung über einen stattlichen Gewinn von „nur“ tausenden Euro ärgerte. Ob nun ein Geldgewinn tatsächlich ein Gewinn fürs weitere Leben oder mehr eine Bürde ist? Schwer zu sagen: Alles ist möglich.
Erschienen im Sonntagsblatt, Juli 2005
Erschienen im Sonntagsblatt, Juli 2005
Gerti_1966 - 6. Jan, 11:42