Geist ist geil
„Diese geile Messe war echt genial!!!!“, schrieben Babsie und Kathi (16) Sonntagnachts nach dem Jugendgottesdienst in der Wiener Kirche St. Florian ins Internetgästebuch. Die Katholische Jugend Wien hatte eingeladen, 2.500 Jugendliche waren dem Ruf gefolgt und genossen die „super Stimmung“, die „laute Rockmusik“ und die Lichtshows. „Das alltägliche Leben lässt uns leider viel zu oft vergessen, dass man auf den Geist in sich und anderen vertrauen kann!“, ergänzte eine begeisterte Steffi (18) und erklärte, warum niemand mehr gerne in die Kirche geht: „Weil sie langweilig ist!“. Der Jugendgottesdienst stand unter dem Motto „Geist ist geil“. Ein Titel, der nicht nur auf Zustimmung stieß, sondern auch als peinlich und billige Anbiederei kritisiert wurde, weil er doppeldeutig ist und zudem einen umstrittenen Werbeslogan parodierte. Die Veranstalter wiesen derlei Vorwürfe allerdings von sich: Zum einen sei er mit den Jugendlichen abgestimmt und zum anderen bewußt provokant gewählt worden, um zu zeigen, „was das Leben wirklich lebenswert, geil und cool macht“. Der Erfolg scheint ihnen recht zu geben. Ob er auch in der Zukunft hält, was er verspricht, muss sich freilich erst noch zeigen. Der neue Ton in der jungen Kirche läßt aufhorchen: Jakob (fast 18): „Ich war einfach super positiv überrascht, dass die ‚Kirche‘ in Österreich nicht nur aus alten Sandsäcken, die Rosenkränze beten, besteht...“ Aber bei aller Nachsicht für die Jugend: "Man kann keine Heimat haben, wenn man nicht bereit ist auch mit den Nachtwächtern und Spießbürgern [oder „Sandsäcken“] zusammen zu leben", so Karl Rahner.
Geschrieben im Jänner 2005
Geschrieben im Jänner 2005
Gerti_1966 - 6. Jan, 11:27