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Montag, 9. August 2010

Das „Blumenbettlein“

Sie halten dieser Tage wieder zu Zigtausenden Einzug: die Blumen.
Und sie bereiten ganzjährig viel Freude: als Geschenk an liebe Mitmenschen im Leben, aber auch als Schmuck auf den Gräbern unserer Verstorbenen. „Ich denk an dich, ich bin bei dir“, lautet ihre leise Botschaft.
Mit ihrem herrlichen Duft, ihrer wundervollen Farbenpracht und in ihrer unendlichen Vielfalt weisen sie aber über den Moment und die Zeit hinaus: auf die unvorstellbare Herrlichkeit Gottes.
Denn „die zeitlichen Dinge sind Bilder des Ewigen“, erkannte schon der heilige Nikolaus von Kues. Das heißt, im Vergänglichen zeigt sich schon das Unvergängliche, im Sichtbaren das Unsichtbare.
Wenn in der Fastenzeit die sichtbaren Blumen in den Kirchen weggeräumt werden, wird unser Blick frei für das, was in uns selbst so gedeiht: ob unsere Seele ein karger Boden ist oder ein „Blumenbettlein“, wie es der Mystiker Heinrich von Friemar (der Ältere) anstrebte, als Lohn „aufblühender Achtsamkeit für Gott“.
Mit dieser Achtsamkeit könnten wir zum Winterende die Augen aufmachen und das Herz öffnen für das Neuerwachen der Natur und für all das Gute, das uns Tag für Tag geschenkt ist. Um nicht im Vergangenen festzustecken und uns nicht vom Negativen, das uns immer wieder begegnet, erdrücken zu lassen. Sondern um - Gott lobend und dankend - mit neuen Erwartungen in den Frühling zu gehen.
„Blüh auf, gefrorner Christ“, ermuntert uns Angelus Silesius, der Frühling „ist vor der Tür! Du bleibest ewig tot, blühst du nicht jetzt und hier.“

Gertraud Schaller-Pressler

erschienen im Sonntagsblatt, 14. Februar 2010

Obamas Mond, Franziskus‘ Sonne

Wissen Sie, warum die Weltraumbehörde NASA keine Astronauten mehr auf den Mond schickt? Ganz einfach: „Da waren wir schon einmal“, erklärte es der amerikanische Präsident Barack Obama. Und weil es „im Weltall viel mehr zu erkunden gibt“, streben die USA jetzt eine Mission zum Mars an, geplant für das Jahr 2035. Man will also nicht auf ausgetretenen Pfaden wandeln, sondern „in die Zukunft springen“ und die Weiten des Alls mit neuen Raumschiffen und Langstreckenraketen erkunden.
„Da waren wir schon einmal,“ mag sich auch mancher von uns denken, wenn eine vielleicht unangenehme, belastende Lebenssituation wiederkehrt. Wenn wir uns um etwas bemüht, uns um jemanden Gedanken gemacht haben und meinten, Fortschritte zu machen – und doch wieder nur an denselben Punkt gelangten, von dem wir ausgegangen sind.
Dann könnte es ebenso an der Zeit sein, dass wir die übliche Umlaufbahn verlassen und nicht länger um die immer gleichen Probleme kreisen, sondern uns bewusst etwas Neues suchen, das unseren Alltagstrott aufbricht: neue Menschen kennenlernen, ein neues Hobby ausprobieren, ein Konzert besuchen, uns dem Garten widmen oder einen Ausflug machen…
Wir müssen nicht „in die Zukunft springen“: Ein kleiner Schritt genügt oft schon, um festgefahrene Situationen mit frischen Augen aus neuem Blickwinkel zu sehen und besser damit zurechtzukommen.
Und es gibt nie Grund zu resignieren, denn „Gott ist Freude“, lässt uns der Hl. Franziskus wissen: „deshalb hat er die Sonne vor dein Haus gestellt“.

Gertraud Schaller-Pressler

"Habt acht!"

Es gibt in der Steiermark wohl kaum eine Erstkommunion, eine Firmung oder ein Pfarrfest bei der sie fehlt: die Blasmusikkapelle. Mit klingendem Spiel macht sie das ganze Jahr hindurch auf besondere Anlässe weithin sicht- und hörbar aufmerksam – selbst bei Eis und Schneeregen im Winter und bei brütender Hitze im Sommer. Es ist einer der selbstverständlichen ehrenamtlichen Dienste der Gesellschaft an der Kirche, die nicht hoch genug zu schätzen sind und Beachtung verdienen, besonders in diesem Jahr, in dem die größte kulturelle Vereinigung des Landes, der Steirische Blasmusikverband, sein 60 Jahr-Bestandsjubiläum feiert. Denn 16.000 aktive Musikerinnen und Musiker sorgen immer wieder dafür, dass das Boot, in dem die Kirche unterwegs ist, von guten (Schall-) Wellen begleitet ist. Sie zeigen sich damit solidarisch und tragen Kirche mit.
Es wäre schade, wenn wir vor lauter Sorge über der gegenwärtigen „Kirchenkrise“ die vielen Menschen, die uns seit langem sehr verbunden sind und die nach wie vor unser Wohl wollen, übersehen würden. Vielmehr mag es uns darin bestärken, uns einander mehr zuzuwenden.
Möglichkeiten, etwas zurückzugeben, gibt es viele: sei es beim jährlichen „Tag der Blasmusik“ oder beim Besuch von Konzerten und Veranstaltungen.
„Musik: habt acht!“ lautet eines der gängigsten Kommandos unserer Blaskapellen, bevor sie sich in Bewegung setzen. – Bewusst Beachtung, Aufmerksamkeit und Anerkennung zu schenken, erhellt immer auch das eigene Leben: denn es strahlt auf uns selbst zurück.

Gertraud Schaller-Pressler

Vor-Bild

Wenn heuer in vielen Feiern der 350. Geburtstag des bedeutenden Barockkomponisten Johann Joseph Fux begangen wird, so wird immer wieder staunend betont, welche „märchenhafte Karriere“ dem „einfachen“ Bauernsohn aus dem kleinen steirischen Hirtenfeld beschieden war:
Denn sein Weg führte ihn über Graz nach Wien, wo er schließlich die bedeutendste Stelle einnahm, die ein Musiker seiner Zeit überhaupt erreichen konnte: als kaiserlicher Hofkapellmeister des Heiligen Römischen Reiches.
Es war eine außergewöhnliche Begabung, die der junge Fux sehr früh verspürte: „Schon zu der Zeit, als ich noch nicht im Vollbesitz meiner Vernunft war“, erinnerte er sich: „richtete sich all mein Sinnen und Trachten auf die Musik... Tag und Nacht scheinen meine Ohren von süßen Klängen widerzuhallen, so dass ich an der Wahrheit meiner Berufung durchaus nicht zweifle.“
Dass der spätere Organist und Kirchenmusiker eine Fülle an weltlichen und geistlichen Werken komponierte und als der größte österreichische Messenkomponist vor Haydn und Bruckner gilt, zeigt, dass auch außergewöhnlich viel Ausdauer und Fleiss mit im Spiel war.
Es ist immer ein Geschenk an uns alle, wenn Gott einem Menschen großartige Fähigkeiten schenkt und dieser seine Fertigkeiten zur Freude des Nächsten und zur Ehre Gottes einsetzt.
Das Fux-Gedenkjahr mag uns aber auch daran erinnern, dass auch wir all die Talente, die in uns schlummern, entdecken - vom Musizieren bis zum Handwerken -und so vorbildlich wie Fux fleißig im Dienste der Kirche einbringen.

Gertraud Schaller-Pressler

erschienen im Sonntagsblatt, Mai 2010

Das kleine Gottesgespräch

„Sind Sie ein Philharmoniker?“ fragte zu Beginn der Salzburger Festspiele eine kleine, alte Frau den großen, jungen Mann, der im eleganten schwarzen Anzug in der Sakristei des Salzburger Doms stand. „Nein, ich bin Sänger“, antwortete dieser lächelnd. „Ja - dann müssen Sie zur Ehre Gottes singen!“ ermunterte ihn die Frau. „Das mache ich!“, nickte der Sänger: „Und das habe ich auch gerade getan“. Denn soeben hatte der aus Bruck gebürtige Mathias Hausmann mit Wiener Philharmonikern ein Konzert im Dom gegeben, bei dem er vor andächtigem Publikum „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ sang. Und obwohl er schon längst zur Probe ins Festspielhaus hätte eilen müssen, nahm er sich trotzdem gerne die Zeit für dieses Gespräch.
Wie oft sind auch wir in Situationen, in denen wir denken, da könnten wir jetzt etwas vom Glauben einbringen, es aber nicht tun, weil uns der Mut fehlt, uns zu deklarieren, oder weil wir auf eine bessere Gelegenheit warten, die sich aber oft nie mehr in dieser Form bietet. Dabei gibt es so viele Menschen, die sich hinter einer ruppigen Fassade der Ungläubigkeit verbergen und die Kirche abzulehnen scheinen, die aber durch ein Gespräch mit jemandem, der zu seinem Glauben steht, plötzlich erleichtert ihr Herz aufmachen und sich nicht selten mit Freude und strahlenden Augen an ihre schönen Glaubenserfahrungen und ihr einst eigenes Mitwirken in der Kirche erinnern. Es bedarf oft nur weniger Worte zur rechten Zeit, die aber – vom Heiligen Geist erbittet – so viel bewirken können.

Gertraud Schaller-Pressler

erschienen im Sonntagsblatt, 8. August 2010

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